... auf den Punkt gebracht

Fluktuationsquote im Bauhauptgewerbe 2022 gestiegen, aber nach wie vor unterdurchschnittlich

 
17.07.2023

 

Im Juni 2022 waren im deutschen Baugewerbe (ohne Bauträger) 2 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im darin enthaltenen Bauhauptgewerbe waren es 878.000. Das waren 27 % bzw. 24 % mehr als 2008 (diese Daten liegen in der Abgrenzung erst ab 2008 vor). Damit stand der deutsche Bauarbeitsmarkt - trotz Abkühlung der Baukonjunktur - 2022 so gut da wie noch nie seit Ende der Baurezession. Auch die Zahl der Arbeitslosen ist 2022 – nach einem Corona-bedingten leichten Anstieg 2020 – 2021 und 2022 (Jahresdurchschnitt) wieder gesunken. Die Zahl der offenen Stellen ist – nach einem leichten Rückgang 2020 – in den vergangenen zwei Jahren wieder gestiegen.

Für Arbeitnehmer und Jobsuchende ist eine gute (Bau-)Konjunktur eine komfortable Situation – das Entlassungsrisiko ist gering und das Arbeitsplatzangebot vergleichsweise groß. Für die (Bau-)Unternehmen jedoch wird es immer schwieriger, offene Stellen adäquat zu besetzen, weil das Angebot an Bewerbern immer kleiner wird. Erschwerend kommt die hohe Fluktuation hinzu: Im Jahresdurchschnitt 2022 mussten im Wirtschaftszweig Baugewerbe (ohne Bauträger) rein rechnerisch 35,2 % aller sozialversicherungspflichtigen Stellen in Deutschland neu besetzt werden, im Bauhauptgewerbe 37 %.

Genau genommen wäre die Fluktuationsquote der Anteil jener Stellen, auf denen innerhalb eines Jahres ein Mitarbeiterwechsel stattfindet. Allerdings wird dieser Sachverhalt statistisch nicht erhoben, deshalb muss die Fluktuation näherungsweise berechnet werden: Sie ergibt sich aus dem Durchschnitt aus neu geschlossenen und beendeten Arbeitsverhältnissen, der in Relation zum Bestand an Beschäftigungsverhältnissen gesetzt wird.

Die Fluktuationsquote:

(begonnene + beendete Beschäftigungsverhältnisse innerhalb eines Jahres) / 2

 

x 100%

 

(Personalbestand zum Jahresende + Personalbestand zum Ende des Vorjahres) / 2

zeigt somit, in welchen Branchen und bei welchen Arbeitnehmern Jobwechsel besonders häufig sind.

 

So gemessen haben die Mitarbeiterwechsel in den vergangenen zwei Jahr – nach dem Corona-bedingten Rückgang 2020 – wieder leicht zugenommen. Sie liegen aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt: Die Fluktuationsquote stieg im Baugewerbe von 34,6 % 2021 auf 35,2 % 2022. Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2019 lag sie bei 37,7 %. Im Bauhauptgewerbe stieg sie von 36,5 % auf 37 %, und lag damit noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 39,8 %. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt lag die Fluktuationsquote 2022 lediglich bei 33,2 % nach 31,2 % ein Jahr zuvor (Durchschnitt: 32,1 %).

Innerhalb der (Bau-)Berufe fällt die Fluktuation deutlich unterschiedlich aus. In Hoch- und Tiefbauberufen ist der Jobwechsel zwar minimal zurückgegangen, aber auf einem deutlich höheren Niveau: Die Quote sank von 45,9 % auf 45,1 %. Sie lag damit deutlich über dem Branchendurchschnitt. Auch die Innen- und Ausbauberufe weisen mit einer Quote von 41,9 % (2021: 39,8 %) eine hohe Fluktuation auf. Die Berufe in der Bauplanung, Architektur und Vermessung weisen hingegen eine deutlich niedrigere Beschäftigungsdynamik auf: Die Quote lag mit 21,8 % (2021: 22 %) deutlich unter dem Bauhauptgewerbe.

Siehe auch:

Berechnungstabelle (Excel) Fluktuationsquote (abzurufen über ELVIRA)

…auf den Punkt gebracht: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe
Präsentation „Frauen am Bau“ (abzurufen über ELVIRA)

Präsentation „Bauarbeitsmarkt“ (abzurufen über ELVIRA)