Im Juni 2021 waren im deutschen Baugewerbe (ohne Bauträger) 1,9 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im darin enthaltenen Bauhauptgewerbe waren es fast 869.000. Das waren 26 % bzw. 23 % mehr als 2008 (diese Daten liegen in der Abgrenzung erst ab 2008 vor). Damit stand der deutsche Bauarbeitsmarkt - trotz Corona - 2021 so gut da wie noch nie seit Ende der Baurezession. Auch die Zahl der Arbeitslosen ist 2021 – nach einem Corona-bedingten leichten Anstieg 2020 – 2021 wieder gesunken. Die Zahl der offenen Stellen ist hingegen – nach einem leichten Rückgang 2020 – im vergangenen Jahr wieder gestiegen.
Für Arbeitnehmer und Jobsuchende ist eine gute (Bau-)Konjunktur eine komfortable Situation – das Entlassungsrisiko ist gering und das Arbeitsplatzangebot vergleichsweise groß. Für die (Bau-)Unternehmen jedoch wird es immer schwieriger, offene Stellen adäquat zu besetzen, weil das Angebot an Bewerbern immer kleiner wird. Erschwerend kommt die hohe Fluktuation hinzu: Im Jahresdurchschnitt 2021 mussten im Wirtschaftszweig Baugewerbe (ohne Bauträger) rein rechnerisch 34,6 % aller sozialversicherungspflichtigen Stellen in Deutschland neu besetzt werden, im Bauhauptgewerbe 36,5 %.
Genau genommen wäre die Fluktuationsquote der Anteil jener Stellen, auf denen innerhalb eines Jahres ein Mitarbeiterwechsel stattfindet. Allerdings wird dieser Sachverhalt statistisch nicht erhoben, deshalb muss die Fluktuation näherungsweise berechnet werden: Sie ergibt sich aus dem Durchschnitt aus neu geschlossenen und beendeten Arbeitsverhältnissen, der in Relation zum Bestand an Beschäftigungsverhältnissen gesetzt wird.
Die Fluktuationsquote:
(begonnene + beendete Beschäftigungsverhältnisse innerhalb eines Jahres) / 2 |
x 100% |
(Personalbestand zum Jahresende + Personalbestand zum Ende des Vorjahres) / 2 |
zeigt somit, in welchen Branchen und bei welchen Arbeitnehmern Jobwechsel besonders häufig sind.
So gemessen haben die Mitarbeiterwechsel im vergangenen Jahr – nach dem Corona-bedingten Rückgang 2020 – wieder leicht zugenommen. Sie liegen aber noch unter dem langjährigen Durchschnitt, trotz nach wie vor vergleichsweise guter Baukonjunktur: Die Fluktuationsquote stieg im Baugewerbe von 34,1 % 2020 auf 34,6 % 2021. Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2019 lag sie bei 37,7 %. Im Bauhauptgewerbe stieg sie von 35,8 % auf 36,5 %, und lag damit noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 39,8 %. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt lag die Fluktuationsquote 2021 lediglich bei 31,2 % nach 29,8 % ein Jahr zuvor (Durchschnitt: 32,1 %).
Innerhalb der (Bau-)Berufe fällt die Fluktuation deutlich unterschiedlich aus. In Hoch- und Tiefbauberufen hat der Jobwechsel zwar nur minimal zugelegt, aber auf einem deutlich höheren Niveau: Die Quote stieg von 45,7 % auf 45,9 %. Sie lag damit deutlich über dem Branchendurchschnitt. Auch die Innen- und Ausbauberufe weisen mit einer Quote von 39,8 % (2020: 39,0 %) eine hohe Fluktuation auf. Die Berufe in der Bauplanung, Architektur und Vermessung weisen hingegen eine deutlich niedrigere Beschäftigungsdynamik auf: Die Quote lag mit 22,0 % (2020: 20,9 %) deutlich unter dem Bauhauptgewerbe.
Siehe auch:
Berechnungstabelle (Excel) Fluktuationsquote (abzurufen über ELVIRA)
…auf den Punkt gebracht: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe“
Präsentation „Frauen am Bau“ (abzurufen über ELVIRA)
Präsentation „Bauarbeitsmarkt“ (abzurufen über ELVIRA)