Veröffentlichungen

Klimarunde BAU

Nachhaltigkeit

Empfehlungen für die 20. Legislaturperiode

Zukunftsfähiges Bauen gemeinsam voranbringen

Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Energieeffizienz, Ressourcenschutz, bezahlbares Wohnen sowie Digitalisierung und eine moderne Infrastruktur sind die zentralen Herausforderungen an das zukunftsfähige Bauen für die kommende Legislaturperiode. Die Bewältigung der sich daraus ergebenden Aufgaben ist eine immense Herausforderung für alle am Bau Beteiligten, die nur in einem Zusammenwirken der innovativen Planungs- und Baubranche gelingen kann und von entsprechend politisch gesetzten Rahmenbedingungen flankiert werden muss. Ein leistungsfähiges Bundesministerium, das die Kompetenz und die Kapazitäten besitzt, um diese Transformation zu nachhaltigem Bauen erfolgreich zu begleiten, ist nicht nur der Schlüssel zur Reduzierung von Schnittstellen, sondern auch zur Beschleunigung von Entscheidungsfindungen und zur Verschlankung von Prozessen durch weiteren Bürokratieabbau.

 

Nachhaltigkeit braucht Technologieoffenheit

• Um angesichts der Komplexität künftiger Bauaufgaben die jeweils beste Lösung finden zu können, ist technologieoffener Wettbewerb der Schlüssel zum Erfolg. Das betrifft alle Baustoffe, Bauweisen, Bauverfahren, die technische Gebäudeausstattung sowie die eingesetzte Baumaschinentechnik. Technologieoffenheit heißt dabei nicht Offenheit für ein Maximum an Technologie, sondern das Ziel muss ein Optimum an Technologie sein – in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Nur so kann die Branche richtungsweisende Konzepte, die zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit führen, auch umsetzen.

• Es bedarf keiner gesetzlich festgelegten Quoten für Baustoffe, sondern Produktneutralität in den Ausschreibungen. Der öffentlichen Hand kommt hier eine besondere Vorbildfunktion zu. Ordnungsrechtliche Vorgaben oder Verbote zum Einsatz bestimmter Baustoffe, Bauprodukte oder Bauweisen bremsen notwendige Innovationen.

• Für die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken können etablierte Bewertungssysteme genutzt werden. Allerdings muss die ganzheitliche Bewertung von Nachhaltigkeit einfacher werden und für alle Beteiligten transparent, praktikabel und leicht zugänglich sein. Die Klimaneutralität der Bauwerke ist ein entscheidendes Kriterium. Das zirkuläre Bauen, also die Wiederverwendbarkeit von Materialien, ist künftig ein wichtiger Schritt im Umgang mit knappen Ressourcen.

• Nachhaltigkeit umfasst über die Ökobilanz hinaus auch ökonomische, soziokulturelle, baukulturelle sowie technische und prozessuale Aspekte. Eine übergreifende Bewertung muss auf Bauwerksebene – und nicht auf Ebene einzelner Bauwerks-Komponenten – als zusammenhängende Betrachtung der Wechselwirkungen über den gesamten Lebenszyklus erfolgen.

• Zudem ist eine enge Kooperation der über den Lebenszyklus Beteiligten in Planung, Bau, Betrieb und Nachnutzungsphase erforderlich. Digitale Systeme, innovative Vertragsformen und rechtliche Rahmenbedingungen müssen in diesem Sinne gezielt weiterentwickelt werden.

 

Rahmenbedingungen für energetische Sanierungsmaßnahmen verbessern

• Eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate ist zentrale Voraussetzung für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors bis 2045.

• Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Rahmenbedingungen für energetische Sanierungsmaßnahmen weiter verbessert werden. Dafür sind auch bei vermieteten Immobilien die steuerlichen Abschreibungsbedingungen von energetischen Sanierungsmaßnahmen zu optimieren.

• Die Transparenz des Förderangebots, die durch die Einführung der BEG bereits verbessert wurde, sollte weiter erhöht werden. Damit auch aufwändige Sanierungsmaßnahmen in der Breite durchgeführt werden, müssen die Fördersätze attraktiver ausgestaltet werden.

• Um alle Effizienzpotenziale optimal zu adressieren, müssen Gebäudehülle, Gebäudetechnik und Energieversorgung ganzheitlich betrachtet werden. Immobilieneigentümer sollten – etwa beim Eigentumsübergang – im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans umfassend über notwendige Maßnahmen und mögliche Förderungen informiert werden.

• Die Dekarbonisierung des Gebäudesektors erfordert eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Dazu gehört die Stärkung von Quartierskonzepten einschließlich der Schaffung neuen Wohnraums durch Verdichtung und Aufstockung. Das Sanieren großer Gebäudeportfolios muss vereinfacht werden, etwa durch erleichterte Antragsverfahren für Förderungen.

• Um Nachhaltigkeit im Bauwesen voranzutreiben und u.a. das Potenzial serieller Sanierungen zu optimieren, ist die Marktentwicklung für alle beteiligten Branchen zu unterstützen.

 

Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft als Hebel für den Klimaschutz nutzen

• Der Bausektor ist ressourcenintensiv. Bauwerke sind langjährige Speicher für Materialien und Energie. Eine vorausschauende Planung sowie die effiziente Errichtung und Nutzung und die hochwertige Verwertung am Ende des Lebenszyklus können dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu senken, den Klimaschutz zu verbessern und Stoffkreisläufe zu schließen.

• Ressourceneffizienz bedeutet, den größten ökologischen, wirtschaftlichen und technischen Nutzen bei möglichst geringem Material- und Energieeinsatz über die gesamte Lebensdauer zu erzielen. Für den Bausektor spielen dafür die konstruktive Ausgestaltung des Bauwerks und der Einsatz von langlebigen, kreislauffähigen und nachwachsenden Baustoffen sowie Sekundärbaustoffen (Circular Economy) eine wesentliche Rolle.

• Baustoffe und Bauabfälle müssen oft über lange Transportwege bewegt werden und erfordern eine aufwändige Logistik. Für eine funktionierende Circular Economy im Baubereich ist eine ortsnahe Ver- und Entsorgungsinfrastruktur von zentraler Bedeutung. Andernfalls werden Beiträge zur Verringerung der Treibhausgasemissionen schnell durch Transporte aufgezehrt.

• Im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbewertung sind Treibhausgasemissionen in die Gesamtbilanz einzubeziehen, die z. B. durch die mehrfache Nutzung von Materialien in Kreisläufen, Reparaturfähigkeit, Recyclingfähigkeit und die Substitution von Primärmaterialien oder die Wiederverwendung ganzer Bauteile etc. eingespart werden.

• Vor dem Hintergrund der klimatischen Entwicklungen hat die Dauerhaftigkeit von Gebäuden eine neue und besondere Bedeutung. Hierfür sollte eine mögliche spätere Umnutzung des Gebäudes gewährleistet sein.

Das konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bauen, bei dem die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualität sowie technische und prozessuale Aspekte gleichberechtigt Berücksichtigung finden, wird elementare Beiträge zur Lösung unserer klimapolitischen, gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben leisten. Dabei wird Bauen immer mit dem Einsatz von Ressourcen und CO2-Emissionen verbunden sein. Ziel muss sein, das Bauen über die gesamte Wertschöpfungskette zu dekarbonisieren und den Einsatz der Ressourcen mittels neuer Technologien und der Nutzung digitaler Instrumente so effizient wie möglich zu gestalten. Zielkonflikte zwischen den Anforderungen des Umweltschutzes auf der einen und den wirtschaftlichen sowie soziokulturellen auf der anderen Seite sind keine rein technischen Fragestellungen. Sie müssen gesellschaftlich diskutiert und politisch beantwortet werden. Der eingeleitete Umgestaltungsprozess der Wertschöpfungskette Bau fordert alle Stakeholder einschließlich der öffentlichen Hand. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Sie müssen durch kontinuierliche Begleitung und das finanzielle Engagement des Bundes unterstützt begleitet werden.

 

Die Klimarunde BAU

Die Klimarunde BAU hat sich als Zusammenschluss wesentlicher Teile der Wertschöpfungskette das Ziel gesetzt, Klimaschutzpotenziale im Baubereich zu erkennen und zu heben, voneinander zu lernen und Ansprechpartner für die Politik zu sein. Die Partner der Klimarunde BAU sind sich einig im Ziel, Klimaneutralität im Bausektor zu erreichen. Dabei setzen sie sich für ganzheitliche Lösungsansätze ein.

www.klimarunde-bau.de

Stand Oktober 2021