Bis zum Anfang der 2000er-Jahre konnte die deutsche Bauindustrie durch ihre Beteiligung an Bauvorhaben im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit mit Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (FZ) einen nachhaltigen Beitrag zum Aufbau der Infrastruktur in Entwicklungsländern leisten. In den letzten Jahren hat die KfW-Entwicklungsbank nur noch vereinzelt große Ingenieurbauwerke finanziert und infolgedessen ist die Beteiligung an FZ-finanzierten Infrastrukturprojekten aktuell nicht attraktiv für deutsche Bauunternehmen. Zuletzt wurde im Januar 2024 ein großes KfW-finanziertes Straßenbauprojekt in Kenia mit einem deutschen Finanzierungsbeitrag von 90 Millionen Euro an ein chinesisches Staatsunternehmen vergeben. An der entsprechenden internationalen Ausschreibung des lokalen Projektträgers hatte sich ein deutsches Bauunternehmen zunächst beteiligt, sich dann aber wieder aus dem Wettbewerb zurückgezogen als bekannt wurde, dass sich 14 chinesische Staatsbaufirmen um Präqualifizierung bewarben.
Im Hinblick auf eine strategische deutsche Außen- und Entwicklungspolitik, aber auch auf eine qualitativ hochwertige Entwicklungshilfe, wäre eine Neufokussierung sinnvoll. Gemeinsam mit dem BDI plädieren wir als BAUINDUSTRIE für eine „Zeitenwende in der Entwicklungspolitik“, weil die Entwicklungszusammenarbeit in ihrer jetzigen Form in vielen Ländern keine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung befördert und der Großteil der SDGs nicht bis 2030 erreicht wird, perspektivisch weniger Haushaltsmittel zur Verfügung stehen und der globale System-wettbewerb kein „Weiter so“ erlaubt. Wir schlagen drei konkrete Maßnahmen vor, deren Umsetzung wieder zu einer stärkeren Beteiligung deutscher Bauunternehmen an FZ-finanzierten Infrastrukturprojekten führen kann:
1. Mehr ODA-Mittel für Verkehrs- und Wasserinfrastruktur,
2. Rückbesinnung auf die Lieferbindung und
3. Überarbeitung der FZ-Vergabeleitlinien.