Bedeutung der überbetrieblichen Ausbildung für die Bauwirtschaft
Eine Besonderheit der Ausbildung in den Bauberufen ist die Ergänzung der betrieblichen und berufsschulischen Ausbildung durch einen starken Anteil verpflichtender überbetrieblicher Ausbildung (ÜBA). Diese ergänzt und vertieft die den Auszubildenden vermittelten Kompetenzen durch fachbezogene und fachübergreifende Praxiskurse in speziell hierfür eingerichteten Bildungszentren im gesamten Bundesgebiet. Dies bringt für die Branche und Unternehmen zahlreiche Vorteile über die im Ausbildungsbetrieb vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten hinaus:
1. Fachliche Breite der Ausbildung
Die fachliche Breite der überbetrieblichen Ausbildung ist ein großer Vorteil. Von der berufs-feldbreiten Grundbildung zu Beginn bis zur Einbettung der Spezialkenntnisse des Endberufs in die Vielfalt baugewerblicher Tätigkeiten und Techniken macht sie die Auszubildenden flexibel einsetzbar. Sie vermittelt ergänzend zur spezialisierten betrieblichen Ausbildung ein umfassenderes Verständnis für vor- und nachgelagerte Gewerke im Bauablauf und stellt Unternehmen Fachkräfte zur Verfügung, die sowohl über Spezialkenntnisse verfügen, zugleich aber auch als Generalisten einsetzbar sind-
2. Unterstützender Lernort
Die Kammerprüfungen haben oft andere fachspezifische Besonderheiten als der Baustellenalltag abbilden kann. Die überbetrieblichen Ausbildungszentren übernehmen im Qualifikationsprozess daher immer häufiger eine Brückenfunktion zwischen dem in praktischen Prüfungen der von IHK und HWK Geforderten und dem in Baustelleneinsätzen real Vermittelbaren. So sind sie ein wichtiger Garant zur Ergänzung aller notwendigen fachpraktischen Inhalte (Siehe Punkt 1). Darüber hinaus fangen die Ausbildungszentren dort Bedarfe ab, wo berufsschulische Angebote nicht ausreichen, um das Bestehen der Kammerprüfungen zu gewährleisten. Beispiele dafür sind etwa die Vermittlung von Berufsschulkenntnissen begleitend zur ÜBA, der Ausbau digitaler Lernplattformen oder die Organisation von Stützunterricht.
3. Innovation
Innovation und technologische Entwicklung prägen zunehmend die Bauwirtschaft. Neue Produkte, Maschinen, Geräte und Verfahren, schlankere Bauabläufe und mehr Verantwortung des Einzelnen bestimmen die Zukunft der Bauberufe. Nicht alles kann in jedem Unternehmen vollumfänglich vermittelt werden. Überbetriebliche Ausbildungszentren bieten mit modernen Lehr- und Lernumgebungen, neuester Software, gepoolter Technik und regelmäßig weiter-qualifiziertem Personal eine auf die Branche zugeschnittene Dienstleistung. Sie tragen Produkt- und Prozessinnovationen in die Breite und ermöglichen Produktivitätsgewinne durch technisches Knowhow der ausgebildeten Fachkräfte.
4. Teamarbeit
Bauen ist Teamarbeit. Das lernen Auszubildende im Betrieb, verstärkt aber auch in der ÜBA, da hier junge Menschen aus verschiedenen Unternehmen und Bereichen zusammen an Projekten arbeiten. Dies fördert den Austausch von Wissen und Erfahrungen und lehrt die Auszubildenden früh, in heterogenen Teams zusammenzuarbeiten. Da auf Baustellen oft unterschiedliche Gewerke eng kooperieren müssen, ist die Fähigkeit zur Teamarbeit von zentraler Bedeutung. Durch das gemeinsame Arbeiten an Projekten in der ÜBA wird dieses Verständnis gefördert, was den späteren Arbeitsalltag erleichtert und die Effizienz in Bau-projekten erhöht.
5. Standort-Attraktivität
Das Angebot einer qualitativ hochwertigen Ausbildung ist auch ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes. Regionen, die über eine gute Infrastruktur zur über-betrieblichen Ausbildung verfügen, sind für Bauunternehmen und Fachkräfte besonders attraktiv. Mit Unterstützung der Baubildungszentren können Firmen leichter Nachwuchskräfte gewinnen und diese durch Nutzung der Aus- und Weiterbildungsangebote bedarfsgerecht zu Fachkräften der Bauunternehmen entwickeln und somit auch die Unternehmens- und Standortbindung erhöhen. Ein gut ausgebautes Netzwerk überbetrieblicher Ausbildungs-zentren wirkt sich somit positiv auf die regionale Wirtschaft aus und stärkt den Standort als Ganzes.
6. Wirtschaftlichkeit
Für viele Bauunternehmen – besonders für KMU oder hoch spezialisierte Betriebe – ist es oft nicht wirtschaftlich, alle erforderlichen Ausbildungsinhalte intern abzudecken. Hier setzt die überbetriebliche Ausbildung an: Sie ermöglicht es den Unternehmen, ihre Auszubildenden gezielt in Bereichen zu schulen, die sie selbst nicht anbieten können. Das spart Kosten und Ressourcen, da spezialisierte Lehrwerkstätten und erfahrene Ausbilder in überbetrieblichen Zentren die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln. Zudem profitieren die Unternehmen von qualifizierteren Fachkräften, die aufgrund der zusätzlichen Schulungen eine höhere Produktivität und Qualität in der Ausführung von Bauprojekten gewährleisten.
7. Förderung der Mobilität der Auszubildenden
Die überbetriebliche Ausbildung fördert zudem die Mobilität der Auszubildenden. Da sie in verschiedenen Einrichtungen und an unterschiedlichen Orten geschult werden, lernen die Auszubildenden früh, sich flexibel auf neue Arbeitsumgebungen einzustellen. Dies ist besonders in der Bauwirtschaft von Vorteil, da Bauprojekte oft an wechselnden Standorten durchgeführt werden. Darüber hinaus erleichtert die überbetriebliche Ausbildung die Vernetzung der Auszubildenden untereinander und bietet Möglichkeiten, überregionale Kontakte zu knüpfen, was die berufliche Mobilität nach der Ausbildung zusätzlich steigert.
FAZIT
Die überbetriebliche Ausbildung leistet einen entscheidenden Beitrag zur Sicherstellung der Qualität und Zukunftsfähigkeit der Bauwirtschaft. Sie entlastet Unternehmen wirtschaftlich, stärkt die Attraktivität von Standorten, fördert Teamarbeit und vermittelt den Auszubildenden eine breite fachliche Kompetenz. Darüber hinaus trägt sie zur Innovationsfähigkeit der Branche bei und erhöht die berufliche Mobilität der Auszubildenden. Insgesamt ist die ÜBA ein unverzichtbares Element der Ausbildung in der Bauwirtschaft und trägt maßgeblich dazu bei, den Fachkräftemangel zu mindern und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern.