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Auslandsbau deutscher Baufirmen

12.07.2024

 

Deutsche Baufirmen erbringen nicht nur im Inland Bauleistungen, sie sind auch in erheblichem Umfang international tätig. Dies kann auf zwei Wegen geschehen:

  • Durch direkte grenzüberschreitende Akquise von Bauaufträgen, für die auch eigenes Personal - zumeist in Leitungsfunktionen - ins Ausland entsandt wird. Diese Aufträge, bei denen es sich zumeist um Großaufträge handelte, dominierten bis in die 1980er Jahre.
  • Ab den 1990er Jahren, verstärkt durch die Errichtung des einheitlichen Europäischen Binnenmarktes, kam es zu einem Wandel. Durch die Gründung von Tochterunternehmen oder den Erwerb von Baufirmen, bzw. die Beteiligung an diesen Firmen, dominiert seit vielen Jahren das „indirekte“ Auslandsgeschäft.

Hierzu gibt es keine amtliche Statistik. Daher wird auf eine interne Verbandsstatistik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie zurückgegriffen. Diese beruht auf einer jährlichen Umfrage unter den mittelständischen und größeren Bauindustrieunternehmen, die im Ausland aktiv sind. Diese Unternehmen haben in den vergangenen 30 Jahren ihre Bautätigkeit im Ausland drastisch gesteigert.

Das Wachstum des Auslandsgeschäfts war auch auf den Einbruch der Baunachfrage in Deutschland ab 1995 zurückzuführen. Als Konsequenz wandten sich auch Mittelständler, die vorher nur im Inland aktiv waren, den internationalen Märkten zu, um den Nachfrageeinbruch in Deutschland zumindest teilweise auszugleichen.

Bei den in der Grafik abgebildeten Werten muss allerdings in Betracht gezogen werde, dass es in diesem Zeitraum vereinzelt zu Veräußerungen an bzw. zum Erwerb von Baufirmen mit Sitz im Ausland gekommen ist. Des Weiteren werden die internationalen Aufträge in der Regel in der Währung des jeweiligen Ziellandes bzw. in US-Dollar fakturiert. Wechselkursschwankungen haben daher auch Auswirkungen auf den Wert in Euro.

Nachdem beim Auftragseingang 1997 erstmals die Marke von 10 Mrd. Euro überschritten wurde, gab es bis 2023 eine Steigerung auf nahezu 40 Mrd. Euro. Die abgerechnete Bauleistung folgt dem Auftragseingang mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren. 2023 lag diese bei 35 Mrd. Euro.

Seit Beginn der verbandseigenen Statistik haben sich auch die Gewichte zwischen den „Zielmärkten“ der deutschen Baufirmen verschoben. In den 1970-er Jahren dominierten die erdölexportierenden Länder, die die Erlöse aus diesem Export in ihre Infrastruktur investierten. 1991 dominierte dann der europäische Baumarkt mit einem Anteil von 45 % an den Auftragseingängen. 2023 fanden etwa 85 % der internationalen Aktivitäten in Amerika und Asien/Pazifik statt. Auf Europa entfiel nur noch ein Anteil von rund 14 % des deutschen Auslandsbaus.

Der internationale Erfolg der deutschen Bauindustrie ist vor allem auf die breite Aufstellung der Bauunternehmen in den Bereichen Verkehr, industrielle Dienstleistungen sowie nachhaltiges und umweltfreundliches Bauen zurückzuführen. Die deutschen Kompetenzen im Bereich des energieeffizienten Bauens werden international geschätzt, aber auch die Fähigkeit, technisch anspruchsvolle Bauprojekte erfolgreich umzusetzen. Diese Aufgaben nehmen nicht nur die großen Bauaktiengesellschaften wahr, sondern vermehrt auch mittelständische Bauunternehmen, die sich auf einzelne Marktsegmente spezialisiert haben.