Die Investitionstätigkeit der Unternehmen des Baugewerbes ist regelmäßig ein Spiegel der baukonjunkturellen Entwicklung. Zu Zeiten einer stark wachsenden Baunachfrage in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung lag das nominale Investitionsniveau im Baugewerbe bei gut 8 bis 9 Mrd. Euro. Zum Ende der zehnjährigen Baukrise im Jahr 2005 waren es mit 3,2 Mrd. Euro etwa zwei Drittel weniger. 2023 wurde mit 11,2 Mrd. Euro nominal ein neuer Rekordwert erreicht. Real (zu Preisen von 2020) waren es mit fast 9,5 Mrd. Euro jedoch 13 Prozent weniger als im Spitzenjahr 1992, als vor allem das Baugewerbe in den neuen Bundesländern viel investierte.
Für die Investitionsbereitschaft der Baufirmen, und damit auch ihre maschinellen Kapazitäten, ist Vertrauen in die Zukunft des Marktes von hoher Bedeutung. Erst ab dem Jahr 2010 legten die realen Investitionen wieder stetig und deutlich zu. Selbst in den Corona-Jahren gab es leichte Zuwächse, obwohl viele Bauunternehmer unsicher darüber waren, wie sich der Markt während und nach der Krise entwickeln würde.
Besonders wichtig für die Kapazitätsausstattung der Baufirmen sind die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen. Hierauf entfielen im Jahr 2023 anteilig 78 % aller Investitionen. 17 % flossen in Bauten und 5 % in Sonstige Investitionen (geistiges Eigentum wie Software, Patente, etc.).
In den Jahren der Baukrise von 1995 bis 2005 ging die Produktion in der Branche preisbereinigt um ein Drittel zurück. Gleichzeitig verdoppelte sich die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe. Im Zuge der Insolvenzverfahren konnten Bauunternehmer auf Versteigerungen günstig Baumaschinen aus der Konkursmasse erwerben. Dies wirkte sich negativ auf die eigene Investitionsbereitschaft aus.
Für die Jahre 2024 und 2025 ist mit rückläufigen Investitionen zu rechnen. In der Herbstumfrage 2024 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages gaben nur 10 % der befragten Baufirmen an, ihre Investitionen in den kommenden 12 Monaten erhöhen zu wollen, dagegen planen 38 %, ihre Investitionen zu kürzen. Der Saldo von minus 28 Punkten ist einer der schlechtesten Werte seit der Wirtschaftskrise 2009. Dennoch ist im Vergleich zur Vorjahresumfrage (Saldo minus 32 Punkte) eine leichte Verbesserung zu erkennen. Bei den Investitionsabsichten überwiegen einmal mehr die Ersatzinvestitionen mit einem Anteil von 83 % (Mehrfachantworten möglich), gefolgt von Rationalisierungsinvestitionen mit 22 %. Lediglich 16 % der Befragten wollen 2024 ihre Kapazitäten ausweiten.
Leasing
Einem erheblichen Wandel unterliegt auch die Finanzierung der Investitionen. In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung spielte das Leasing von Baugeräten und Maschinen in der Branche keine große Rolle. Der Anteil des Leasings an den Gesamtinvestitionen lag nach Berechnungen, die früher vom Bundesverband Deutscher Leasingunternehmen regelmäßig veröffentlicht wurden, von 1991 bis 1995 im Durchschnitt bei lediglich 18 %.
Danach wollten Bauunternehmer die Kapitalbindung durch Investitionen reduzieren und griffen verstärkt auf das Leasing zurück. Bis zum Ende der Baukrise im Jahr 2005 stieg die Leasingquote rasant auf 75 %. Mit dem Wiederanspringen der Baukonjunktur schwang das Pendel etwas zurück, da wegen der starken Nachfrage die Leasinggeber nicht immer alle Wünsche erfüllen konnten und Baufirmen wieder stärker selbst Maschinen und Geräte erwarben. Seit dem Jahr 2010 pendelte die Leasingquote um die 50-Prozent-Marke.