Die Frauenquote bei Studierenden eines Bauingenieurstudiums hat sich innerhalb von 24 Jahren von 20 auf 30 % erhöht. Zudem sind mittlerweile 28 % der in Bauunternehmen beschäftigten Bauingenieure weiblich. Im Durchschnitt der Branche (Bauhauptgewerbe) liegt der Frauenanteil allerdings nur bei nahezu konstanten 11 %. Gewerbliche Bauberufe sind für Frauen anscheinend weniger interessant.
Studierende
Die Studienfachrichtung Bauingenieurwesen erfreut sich seit Beginn des Bauaufschwungs 2006 zunehmender Attraktivität. Die Anzahl der Studierenden ist von ehemaligem Tiefpunkt im Wintersemester (WS) 2007/08 mit 32.000 um 91 % auf knapp 61.200 im WS 2022/23 gestiegen. Während die Zahl der männlichen Studierenden im gleichen Zeitraum um 75 % gestiegen ist, hat die der weiblichen um 144 % zugelegt.
Da auch der vorherige Rückgang in den (Krisen-)Jahren bei den weiblichen Studierenden niedriger ausfiel als bei den männlichen, ist die Frauenquote im Betrachtungszeitraum WS 1998/99 bis WS 2022/23 von 20 auf 30 % gestiegen. Damit ist das Interesse der weiblichen Schulabgänger an einem Bauingenieurstudium deutlich stärker ausgeprägt als z. B. an einem Maschinenbaustudium, hier waren im WS 2022/23 nur 13 % der Studierenden weiblich.
Das Interesse der Frauen scheint aber langsam nachzulassen: Zwar ist sowohl die Zahl der bestandenen Prüfungen von weiblichen Bauingenieurstudierenden von 1.240 im Gesamtjahr 1999 auf 3.427 im Jahr 2022 als auch deren Anteil an den gesamten bestandenen Prüfungen von 18 auf 33 % gestiegen. Demgegenüber ist die Zahl der weiblichen Studienanfänger im ersten Fachsemester des Bauingenieurstudiums - nach einer Verdoppelung von 1998/99 bis 2015/16 auf 3.145 - vom WS 2016/2017 bis zum WS 2022/2023 wieder im Trend auf 2.820 gesunken. Der Anstieg der Frauenquote bei sozialversicherungspflichtigen Bauingenieuren (s.u.) könnte damit bald zum Erliegen kommen.
Bauingenieure
Der Beruf des Bauingenieurs ist bei Frauen deutlich beliebter als die gewerblichen Bauberufe und hat sogar noch an Attraktivität gewonnen. Dabei fällt der Anteil allerdings je nach Schwerpunkt unterschiedlich hoch aus: Beim Rohrleitungsbau waren im Juni 2023 nur 9 % der beschäftigten Bauingenieure weiblich. Im Straßen- und Asphaltbau waren es hingegen 24 %, im Hochbau ohne Schwerpunkt lag der Anteil sogar bei 31 %. Im Durchschnitt lag die Frauenquote bei Bauingenieuren bei 31 %, neun Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 26 %. Bei den Bauingenieuren, die überwiegend in Unternehmen tätig sind, lag der Anteil bei 28 % (2013: 24 %). Insgesamt waren von den 91.860 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Bauingenieuren 28.510 weiblich, 66 % mehr als 2013.
Demgegenüber waren im Juni 2023 „nur“ 6.670 Bauingenieurinnen in der öffentlichen Verwaltung tätig. Dies waren zwar deutlich weniger als in der Privatwirtschaft, im Vergleich zu 2013 ist die Zahl aber um 116 % gestiegen. Demgegenüber hat die Zahl der männlichen Kollegen in der öffentlichen Verwaltung nur um 67 % zugelegt. Die Frauenquote liegt mittlerweile bei 46 % (2013: 40 %) und damit deutlich über der Quote in der Privatwirtschaft. Der Abstand könnte sogar noch größer werden, da zu erwarten ist, dass eine nicht unerhebliche Zahl weiblicher Bauingenieure im Laufe des Berufslebens in die öffentliche Verwaltung wechselt, da die Arbeitsbedingungen familienfreundlicher sind.
Siehe auch:
Brancheninfo Bau: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe“
Präsentation „Frauen am Bau“ (abzurufen über ELVIRA)
Präsentation „Bauarbeitsmarkt“ (abzurufen über ELVIRA)