Kraus / Stand: 02.06.2025
Die Gerätekapazitäten der Bauunternehmen waren bis 2022 gut ausgelastet: Die Firmen des Bauhauptgewerbes meldeten im Rahmen des ifo Konjunkturtests im Durchschnitt des Jahres 2022 eine (saisonbereinigte) Maschinenauslastung von 78,7 %. Diese lag nur unwesentlich unter dem höchsten Jahresdurchschnittswert 2018 mit 78,8 % und sogar noch über dem Vorjahresdurchschnittswert von 77,9 %. Somit war die Auslastung der Baumaschinen - trotz des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Materialknappheiten - vergleichsweise hoch: Im langjährigen Durchschnitt von 1991 bis 2022 lag sie lediglich bei 68,9 % und im Durchschnitt der Jahre des Bauaufschwungs 2006 bis 2021 bei 73,3 %.
Seit Frühjahr 2022 hat die Geräteauslastung - aufgrund der sich abschwächenden Baukonjunktur - aber sukzessive abgenommen: Von 82,4 % im Februar 2022 auf 66,1 % im Mai 2025. Die Auslastung kann allerdings je nach Branche und Region unterschiedlich ausfallen. Das ifo Institut veröffentlicht die Kapazitätsauslastung aber nur für das Bauhauptgewerbe insgesamt und für den Hoch- und Tiefbau. Nach Regionen gibt es nur Daten für West- und Ostdeutschland insgesamt sowie für Bayern, Sachsen und NRW. Demnach lag die Auslastung im Mai 2025 im Hochbau in Sachsen mit 60,0 % am niedrigsten und im Tiefbau in NRW mit 74,4 % am höchsten.
Auch wenn die Auslastung der Maschinen im Bauhauptgewerbe in Zeiten des Bauaufschwungs vergleichsweise hoch ausfiel, gab es immer noch Luft nach oben. Die Auslastung im Bauhauptgewerbe lag zum einen noch deutlich unter der Vollauslastung der Branche und zum anderen fiel sie - und fällt sie immer noch - auch im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe (VG) niedriger aus: So lag die Auslastung der Unternehmen des VG - trotz Lieferkettenproblematik, Materialmangel und Preissteigerungen - im Jahresdurchschnitt 2021 bei 85,3 % und damit deutlich über dem Niveau des Bauhauptgewerbes mit 77,9 %.
Dass die Kapazitätsauslastung im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe in den vergangenen Jahren - trotz der bis 2021 prosperierender Baukonjunktur - niedriger ausfällt (siehe Grafik unten), ist darauf zurückzuführen, dass die Baubetriebe ihre Kapazitäten deutlich erweitert haben: Die Unternehmen des Baugewerbes haben ihre Investitionen in neue Maschinen von 3 Mrd. Euro in 2006 auf 8,8 Mrd. Euro in 2023 und damit um fast 200 % erhöht. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes haben ihre Investitionen im gleichen Zeitraum lediglich um 41 % erhöht. Preisbereinigt ist dies immer noch ein Plus von 127 % im Vergleich zu 9 %.
Der HDB erwartet, dass die Kapazitätserweiterung im Baugewerbe nach einer konjunkturbedingten Abschwächung im vergangenen Jahr - aufgrund der wieder (auf niedrigem Niveau) anziehenden Baunachfrage im ersten Quartal und im Hinblick auf das Schuldenpaket - wieder leicht anziehen wird: Im Rahmen der DIHK-Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2025 gaben zwar mit 31 % immer noch mehr der befragten Bauunternehmen an, in den kommenden 12 Monaten ihre Investitionen reduzieren als erhöhen (17 %) zu wollen, im Vergleich zu Jahresbeginn (37 % bzw. 13 %) hat sich das Ergebnis aber verbessert.
Hinzu kommt auch der Umstand, dass bei der Investitionstätigkeit die Bedeutung der Kapazitätserweiterung wieder an Gewicht gewonnen hat: 21 % der befragten Bauunternehmen gaben dies im Rahmen der Umfrage zum Frühsommer 2025 als Motiv für ihre Investitionen an. Fast so viele wie im Herbst 2021 - also vor dem Krieg in der Ukraine - mit 22 % und deutlich mehr als in der Vorumfrage zu Jahresbeginn mit 17 %. Auch das Motiv der Produktinnovation hat wieder an Bedeutung gewonnen - wenn auch nur leicht: So gaben dies 18 % der Befragten als Motiv an, zu Jahresbeginn lag der Anteil nur bei 16 %, im Herbst 2021 allerdings noch bei 23 %.
Siehe auch:
Brancheninfo Bau: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe“