Brancheninfo Bau

Wirtschaftsbau: Dienstleister als treibende Kraft

 

05.11.2024

 

Gewerbliche Auftraggeber sind für die Unternehmen des Bauhauptgewerbes wichtige Nachfrager. Langfristig entfallen 37 % des Branchenumsatzes auf den Wirtschaftsbau. Zu den Auftraggebern zählen auch vermeintlich öffentliche Unternehmen wie z. B. Stadtwerke, wenn diese in privater Rechtsform betrieben werden. Investitionen der Deutsche Bahn AG, der Telekom oder der Post werden seit deren Privatisierung im Jahr 1994 ebenfalls zum Wirtschaftsbau gerechnet, auch wenn bei der Deutsche Bahn die Mehrheit der investierten Mittel als Zuschuss aus dem Bundeshaushalt kommt.

Etwa drei Viertel der gewerblichen Bauinvestitionen entfallen auf den Hochbau, ein Viertel auf den Tiefbau. Neben den Investitionen in die Schienenwege sind dies vor allem Bauaufträge der Ver- und Entsorgungsunternehmen (Strom, Gas, Wasser, Abwasser).

Die Industrie (Verarbeitendes Gewerbe) hat in Deutschland immer noch einen hohen Anteil an der gesamten Wertschöpfung (2023: 21 %). Dennoch fallen die Investitionen in Bauten immer geringer aus (2023: 8,5 Mrd. Euro), der Anteil an allen gewerblichen Investitionen lag 2023 nur noch bei gut 5 %. Der größte Teil ging in Geistiges Eigentum (Forschung und Entwicklung, Software, Datenbanken, Urheberrechte) mit 55 %, sowie Maschinen und Ausrüstungen (40 %).

Viel bedeutsamer als Auftraggeber für das Bauhauptgewerbe sind seit vielen Jahren die Baumaßnahmen der Unternehmen der Energieversorgung, der Wasserver- und entsorgung und der sonstigen Entsorgung (2023: 21,9 Mrd. Euro) sowie der großen Gruppe der privaten Dienstleister ohne Wohnungsunternehmen (2023: 57,2 Mrd. Euro).

Dies zeigt sich auch bei der Struktur der Baugenehmigungen (veranschlagte Baukosten) im Hochbau. Über diese liegen aus der Baustatistik detailliertere Informationen vor. Die wichtigsten Kategorien sind Büro- und Verwaltungsgebäude, Handels- und Lagergebäude (Markthallen, Einzelhandel, Tankstellen, Warenlager), Fabrik- und Werkstattgebäude (inkl. Energie- und Wassergewinnung und -verteilung, Abwasserentsorgung) und sonstige gewerbliche Betriebsgebäude (Verkehrsgebäude, Hotels, Pensionen, Gaststätten, Filmtheater). Inklusive der landwirtschaftlichen Betriebsgebäude wurden die Genehmigungen im Neubau von 2010 bis 2022 auf gut 30 Mrd. Euro verdoppelt.

Der Anteil der Gebäude für die Industrie (Fabriken und Werkstätten) betrug im Betrachtungszeitraum lediglich 20 %. Vom konjunkturellen Aufschwung in den Jahren 2010 bis 2019 profitierten hingegen vor allem die Büro- und Verwaltungsgebäude. Die Leerstandsquote bei Bürogebäuden sank in den sieben wichtigsten Städten im gleichen Zeitraum von 10,4 auf 3,0 %, stieg allerdings in Folge der Corona-Pandemie und der gesamtwirtschaftlichen Schwäche bis Ende 2023 wieder auf 5,8%. Dennoch lagen 2021 und 2022 die Genehmigungen (auch wegen der stark steigenden Preise) noch auf einem hohen Niveau. 2023 war dann ein Rückgang, um nahezu 20 % zu verzeichnen.

Bis einschließlich 2020 profitierte der Markt für Handels- und Lagergebäude sehr stark vom zunehmenden Online-Handel, der vor allem während der Lock-Downs in der Corona-Pandemie nochmals deutlich ausgeweitet wurde. Diese Entwicklung ging allerdings zu Lasten der (Einzel-)Handelsgebäude. 2022 verzeichneten die Warenlagergebäude ein Rekordgenehmigungsvolumen von 7,2 Mrd. Euro, 47 % mehr als 2019. Bei den Einzelhandelsgebäuden lag das Niveau mit 2,4 Mrd. Euro auf dem Vorkrisenniveau von 2019. 2023 gingen in beiden Kategorien die Genehmigungen um etwa 12 % zurück.

Entgegen den Erwartungen ist der Wirtschaftsbau in den Jahren 2020 bis 2023 relativ gut durch die Corona-Krise und die gesamtwirtschaftliche Schwächephase gekommen. Trotz der Probleme lagen die gewerblichen Bauinvestitionen 2023 real nur 4 % unter dem Niveau des Jahres 2019. Dies ist allerdings nur der Tatsache zu verdanken, dass der - anteilsmäßig nicht so bedeutende - gewerbliche Tiefbau in den drei Jahren mit 8 % deutlich zulegte, während der Hochbau um 8 % zurückging. Neben der Investitionstätigkeit der Ver- und Entsorger dürfte dies auch auf die deutlich gestiegenen Investitionen der Deutschen Bahn AG in das Schienennetz zurückzuführen sein.

 

Siehe auch:

Brancheninfo Bau: „Öffentliche Bauinvestitionen“