Die Bauunternehmen haben Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Um Fachkräfte zu finden oder diese im Unternehmen zu halten, haben sie die Löhne und Gehälter erhöht. Dies hatte zwischenzeitig auch den Abstand zu den Verdiensten im Verarbeitenden Gewerbe reduziert.
Im Hoch- und Tiefbau lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst (ohne Sonderzahlungen) im April 2023 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) bei 3.984 Euro. Die Spanne reicht von 2.899 Euro bei Helfern bis 7.052 Euro bei Experten. Aufgrund des geringen Anteils an Experten – im gesamten Bauhauptgewerbe lag dieser im 2. Quartal 2023 nur bei 6 % - und des hohen Anteils an Fachkräften (63 %) und Helfern (21 %) fällt der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst vergleichsweise niedrig aus.
Die (durchschnittlichen) Verdienste im Hoch- und Tiefbau sind seit 2007 um 47 % gestiegen. Besonders stark angezogen haben sie ab 2011, als aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Baufacharbeitern die Behinderung der Bautätigkeit durch Arbeitskräftemangel und somit die Abwerbung innerhalb der Branche an Dynamik zugelegt hat. Der Anstieg der Verdienste fiel umso stärker aus, je höher die Qualifikation der Arbeitnehmer und somit die Leistungsgruppe ist (nicht zu verwechseln mit der Lohngruppe). Die Differenzierung nach Leistungsgruppen in der amtlichen Statistik wurde allerdings 2021 eingestellt. Den stärksten Anstieg im Zeitraum 2007 bis 2021 verzeichneten die Gehälter der Leistungsgruppe 1 (+51 %), dies sind Arbeitnehmer in leitender Stellung.
Im Vergleich zur Bauwirtschaft sind die Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe im Durchschnitt im gleichen Zeitraum „nur“ um 42 % gestiegen, womit der Abstand der Verdienste am Bau zu denen im Verarbeitenden Gewerbe zwischenzeitig geschrumpft ist, 2007 erreichten die Durchschnittsverdienste im Hoch- und Tiefbau 85 % des Niveaus im Verarbeitenden Gewerbe, 2020 bereits 97 %. Der deutliche Anstieg im Vergleich zu 2019 (89 %) war auf die Corona-Krise zurückzuführen, welche die Baubranche im Gegensatz zur Industrie nicht so stark getroffen hat: Während die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste im Hoch- und Tiefbau im 2. Quartal 2020 auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums lagen, waren die Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe um durchschnittlich 7,8 % gesunken. Diese Entwicklung hat sich ab 2021 – aufgrund der Abschwächung der Baukonjunktur – aber wieder umgekehrt: Die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste im Hoch- und Tiefbau lagen im April 2023 nur um 5,5 % über dem Niveau von 2020, im Verarbeitenden Gewerbe sind die Verdienste hingegen um durchschnittlich 15,7 % gestiegen. Entsprechen erreichten die Durchschnittsverdienste im Hoch- und Tiefbau im April 2023 nur noch 88 % des Niveaus im Verarbeitenden Gewerbe.
Siehe auch:
Brancheninfo Bau: „Löhne und Entgelte im Baugewerbe deutlich erhöht“
Brancheninfo Bau: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe“
Präsentation „Bauarbeitsmarkt“ (abzurufen über ELVIRA oder hier bestellen)