Die Bauunternehmen haben, trotz der Abschwächung der Baukonjunktur und des leichten Anstiegs der Zahl der Arbeitslosen, Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Um Fachkräfte zu finden oder diese im Unternehmen zu halten, haben sie die Löhne und Gehälter erhöht. Dies hat den Abstand zu den Verdiensten im Verarbeitenden Gewerbe etwas reduziert.
Im Hoch- und Tiefbau lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst (ohne Sonderzahlungen) im April 2024 bei 4.397 Euro (inkl. Sonderzahlungen: 4.901 Euro). Die Spanne reicht von 3.276 Euro bei Helfern bis 7.272 Euro bei Experten (inkl. Sonderzahlungen wird für Experten nicht ausgewiesen). Aufgrund des geringen Anteils an Experten – im gesamten Bauhauptgewerbe lag dieser im 2. Quartal 2024 nur bei 6,5 % - und des hohen Anteils an Fachkräften (62,5 %), Spezialisten (10 %) und Helfern (21 %) fällt der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst vergleichsweise niedrig aus.
Die (durchschnittlichen) Verdienste im Hoch- und Tiefbau sind seit 2007 um 58 % gestiegen. Besonders stark angezogen haben sie ab 2011, als aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Baufacharbeitern die Behinderung der Bautätigkeit durch Arbeitskräftemangel und somit die Abwerbung innerhalb der Branche an Dynamik zugelegt hat. Der Anstieg der Verdienste fiel umso stärker aus, je höher die Qualifikation der Arbeitnehmer und somit die Leistungsgruppe ist (nicht zu verwechseln mit der Lohngruppe). Die Differenzierung nach Leistungsgruppen in der amtlichen Statistik wurde allerdings 2021 eingestellt. Den stärksten Anstieg im Zeitraum 2007 bis 2021 verzeichneten die Gehälter der Leistungsgruppe 1 (+51 %), dies sind Arbeitnehmer in leitender Stellung. Seit 2022 werden die Verdienste nach Anforderungsniveaus ausgewiesen.
Im Vergleich zur Bauwirtschaft sind die Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe im Durchschnitt im gleichen Zeitraum „nur“ um 49 % gestiegen, womit der Abstand der Verdienste am Bau zu denen im Verarbeitenden Gewerbe zwischenzeitig geschrumpft ist, 2007 erreichten die Durchschnittsverdienste im Hoch- und Tiefbau 85 % des Niveaus im Verarbeitenden Gewerbe, 2020 bereits 97 %. Der deutliche Anstieg im Vergleich zu 2019 (89 %) war auf die Corona-Krise zurückzuführen, welche die Baubranche im Gegensatz zur Industrie nicht so stark getroffen hat: Während die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste im Hoch- und Tiefbau im 2. Quartal 2020 auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums lagen, waren die Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe um durchschnittlich 7,8 % gesunken. Diese Entwicklung hat sich 2021 und 2023 (2022 sind die Verdienste stagniert) aber wieder umgekehrt. Entsprechend erreichten die Durchschnittsverdienste im Hoch- und Tiefbau im April 2023 nur noch 88 % des Niveaus im Verarbeitenden Gewerbe.
Trotz der sich abschwächenden (Wohnungs-)Baukonjunktur ist der durchschnittliche Verdienst im Hoch- und Tiefbau im April 2024 um 9,6 % gestiegen, im Verarbeitenden Gewerbe legte er hingegen nur um 5,1 % zu. Der Abstand verringerte sich wieder auf 92 %. Der überdurchschnittliche Anstieg im Bau ist - neben einem Nachholeffekt - darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen, trotz Anstiegs der Zahl der Arbeitslosen, immer noch Probleme haben, ihre offenen Stellen zu besetzen: Dies gaben 80 % der von ifo im August vergangenen Jahres befragten Bauunternehmen an.
Siehe auch:
Brancheninfo Bau: „Löhne und Entgelte im Baugewerbe deutlich erhöht“
Brancheninfo Bau: „Fachkräftesituation im Bauhauptgewerbe“
Präsentation „Bauarbeitsmarkt“ (abzurufen über ELVIRA oder hier bestellen)